Das Auerhuhn begleitet uns Menschen schon seit Urzeiten. Vor allem um den farbenprächtigen Hahn wurden seit jeher Sagen und Mythen gesponnen und es entstanden unzählige Redensarten und Bräuche.
In der Altsteinzeit bereicherten Rauhfußhühner - wozu das Auerhuhn zählt - als beliebte Jagdbeute den Speiseplan der Höhlenmenschen. So wurden in archäologisch untersuchten Speiseresten neben Überresten von Mammut und Rentieren auch Knochen des Auerhuhns entdeckt.
Für den griechischen Dichter Aristophanes zählte das Auerhuhn (Tetrax) zu den „Heroen und Heroenkindern“ (Lustspiel „die Vögel“, 414 v. Chr.).
Die alten Römer berichteten, dass das Auerhuhn an Körpergewicht nach dem Strauß der schwerste Vogel sei und an Körpergröße gar den Geier übertreffe. Beides ist stark übertrieben. Allerdings geben die Überlieferungen der Römer frühe Hinweise auf die Verbreitung des Auerhuhns im heutigen süddeutschen Raum: „..es kommt in den Alpen und im Norden (von Rom aus gesehen) vor…"
Später taucht der „Orhan“, wie der Auerhahn neben anderen Bezeichnungen wie Awerhan oder Bergfasan auch genannt wurde, in mittelalterlichen Bestiarien (Tierbüchern) und dem Vogelbuch Conrad Gessners auf. Wenn sich darin Wahrheit und Legende in der Behauptung, der Auerhahn werfe Kristalle vom ewigen Eis der Berge herab vermischen, dann liegt der wahre Kern der Geschichte darin, dass Auerhühner zum Zerkleinern des Mageninhaltes tatsächlich kleine Steinchen aufpicken.
In der mittelalterlichen Jagdordnung wurde das Auerhuhn neben Wolf, Bär und Hirsch zum Hochwild „geadelt“ und durfte somit nur vom Hochadel wie Kaiser, König oder Fürsten gejagt werden. Kaum eine andere Jagdtrophäe war beliebter als der Auerhahn, der als Krone der Schöpfung unter den Vögeln galt. Seit 1971 ist die Jagd auf das bedrohte Auerhuhn im Schwarzwald verboten.
In Volksglauben und Volksmedizin wurde die Zunge eines Auerhahnes als Teil einer Fraisenkette (Schutzamulett) verwendet und sollte gegen Krämpfe und Epilepsie helfen.
Für Urtümlichkeit und Heimatverbundenheit stand das Auerhuhn vor allem im 19. Jahrhundert und ist seitdem ein beliebtes Motiv auf Ansichtskarten des Schwarzwaldes. Die Auerhenne taucht in Sagen und Legenden weniger häufig auf als der Auerhahn, galt aber als Inbegriff von Mütterlichkeit und Fürsorge: sie allein kümmert sich – ohne Hilfe des Hahns – um die Kükenaufzucht.
Wenn es um den Auerhahn und den Schwarzwald geht, muss auch Wilhelm Hauff`s Buch „das kalte Herz“ Erwähnung finden.
"Sie nahmen Kohlen-Munk-Peter, der um ein Nachtlager bat, gut auf, ohne nach seinem Namen und Wohnort zu fragen, gaben ihm Apfelwein zu trinken, und abends wurde ein großer Auerhahn, die beste Schwarzwaldspeise, aufgesetzt."
"da rauschte auf einmal ein ungeheurer Auerhahn nieder, packte den Kopf der Schlange mit dem Schnabel, erhob sich mit ihr in die Lüfte, und Holländermichel, der dies alles von dem Graben aus gesehen hatte, heulte und schrie und raste, als die Schlange von einem Gewaltigeren entführt ward."
Gedichte widmen sich dem Auerhuhn und spiegeln die romantische Sehnsucht nach Heimat und Natur:
Der Auerhahn, der Auerhahn,
Der lockt mich nach den Höhen;
Doch, will ich dort mit Vortheil d’ran,
So heißt es früh aufstehen!
Der Auerhahn, der Auerhahn!
Ist selten zu ersehen. (…) (Ladislaus Pyrker, 1772-1847)
In Schlagern und Heimatliedern ist er ein viel besungenes Objekt.
♪♫ Kennst du den Auerhahn, sein bunt Gefieder.
Kennst du den Auer-, Auerhahn, sein bunt Geschweif.
A so a Auer-, Auerfeder hat a jeder gern ♫♪ (…)
Heute in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise steht das Auerhuhn als Schirmart für den Erhalt einer vielfältigen und reichen Artengemeinschaft im Schwarzwald.