Häufig gestellte Fragen
Hier beantworten wir häufig gestellte Fragen rund ums Auerhuhn und damit verbundene Themen. Die Fragen werden ständig erweitert.
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Kontaktiert uns unter mail@auerhuhn-schwarzwald.de
Wie können wir das Auerhuhn im Schwarzwald retten?
Die Zahlen sind alarmierend: nur noch ungefähr 200 Auerhühner (Stand 2022) leben im Schwarzwald. Um das Auerhuhn zu retten, müssen wir also nicht nur den Status Quo erhalten, sondern dafür sorgen, dass die Anzahl an Individuen wieder zunimmt.
„Die Bestände des naturschutzrechtlich streng geschützten Auerhuhns haben sich in den letzten zehn Jahren halbiert und die Art befindet sich landesweit in einem schlechten Erhaltungszustand. Wir haben in den letzten drei Jahren einen kritischen Schwellenwert erreicht, ab dem die Art voraussichtlich bis Ende des Jahrzehnts in Baden-Württemberg aussterben wird, sofern wir jetzt nicht entschlossen handeln und Gegenmaßnahmen ergreifen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk MdL, am Donnerstag (24. Februar 2022) in Freiburg, bei einem Informationstermin mit dem Verein ‚Auerhuhn im Schwarzwald‘.
Der Rückgang des Schwarzwälder Auerhuhns ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren. Hierzu hat das Land BW bereits 2008 einen Aktionsplan Auerhuhn erstellt, der auch einen umfangreichen und wissenschaftlich gut begründeten Maßnahmenkatalog zur Rettung des Auerhuhns beinhaltet. Dieser Maßnahmenkatalog wurde evaluiert
und soll zeitnah veröffentlicht werden.
Die drei genannten Handlungsfelder sind:
1. Optimierung des Lebensraums (lichte Waldstruktur),
2. Vermeidung von Störungen aller Art (Ruhezonen) und
3. Bejagung der Fressfeinde (u.a. Fuchs, Marder, Wildschwein)
Unterstützung bei der Habitatgestaltung bekommt der Privat- und Kommunalwald seit 2018 durch das Projekt ‚Lücken für Küken‘.
Was kann ich persönlich tun, um dem Auerhuhn zu helfen?
Als Verein organisieren und bündeln wir Termine, Veranstaltungen und Aktionen, bei welchen jede(r) herzlich Willkommen ist mitzumachen.
- Habitatpflegetag
Wir organisieren jedes Jahr Habitatpflegetage zur Schaffung neuen Auerhuhn-Lebensraums. Jede helfende Hand wird gebraucht und ist Willkommen! Jetzt schon vormerken: der schwarzwaldweite Auerhuhn-Habitatpflegetag findet dieses Jahr am 19. Oktober statt. - Auerhuhn-Patenschaft
Mit einem einmaligen Minimumbetrag von fünf Euro kannst du ganz persönlich Pate für ein Auerhuhn werden. Unterstütze deinen persönlichen Namensvetter oder verschenke einen Patenschaft an deine Lieben. - Mitglied im Verein
Mit deiner Mitgliedschaft unterstützt du unsere Arbeit für das Auerhuhn Tag für Tag. Als Dankeschön erhälst du regelmäßig unsere Auerhuhn Post mit allen aktuellen Informationen zum Auerhuhn und wirst zu Aktionen und Veranstaltungen zum Auerhuhn eingeladen. - bewusstWild unterwegs
Die Initiative bewusstWild informiert, wie du wildtier- und auerhuhnfreundlich im Wald unterwegs sein kannst. Bewege dich bewusstwild im Wildtierlebensraum und trage die Kampagne auch an Freunde und Interessierte weiter. - Weitere Termine
Auf unserere Webseite unter Termine haben wir alle weiteren Termine, rund um das Auerhuhn auf einen Blick und stetig aktualisiert, zusammengefasst.
Was sind Ausgleichsflächen für Auerhühner?
Eingriffe in Auerhuhnlebensräume bedürfen eines naturschutzrechtlichen, bzw. forstrechtlichen Ausgleichs. Dieser ist wichtig, damit die ohnehin abnehmenden Lebensräume des Auerhuhns nicht zusätzlich durch Bauvorhaben beeinträchtigt werden. Ob ein Eingriff überhaupt genehmigungsfähig ist und wenn ja, in welchen Größenordnungen Ausgleichsmaßnahmen vom Vorhabenträger zu erbringen sind, legen die Genehmigungsbehörden fest.
Im nächsten Schritt stehen wir als Verein mit Rat und Tat bei der Suche und Planung geeigneter Flächen bereit. Unser großes Netzwerk, der gute Kontakt zu vielen Waldbesitzenden und die Übersicht, wo sich neue Maßnahmen mit bereits vorhandenen verzahnen lassen, helfen uns dabei. Das von uns erstellte Maßnahmenkonzept soll dabei so umgesetzt werden, dass sofort neuer und nutzbarer Lebensraum für das Auerhuhn entsteht. Momentan arbeiten wir z.B. mit dem Elektrizitätswerk Mittelbaden an einem spannenden Projekt: Es möchte zunächst Ausgleichsmaßnahmen in großem Umfang umsetzen, die erst später konkreten Vorhaben zugeordnet werden. Getreu unserer Überzeugung, dass sich der Schutz des Auerhuhns und die Nutzung des Waldes in Einklang bringen lassen, entstehen so gleichzeitig neuer Lebensraum für das Auerhuhn und Planungssicherheit für das E-Werk.
Wie passen Auerhuhnschutz und Windenergie zusammen?
Windkraftanlagen sollten, wo möglich, so nah an bereits bestehender Infrastruktur gebaut werden wie möglich. Einerseits spart dies Erschließungskosten und andererseits werden so Flächen die - aus Wildtierperspektive – noch keine Störungsvorbelastung aufweisen nicht weiter beunruhigt.
Im Schwarzwald haben wir die besondere Situation, dass einige sehr
wertvolle und noch relativ ungestörte Wildtierlebensräume auch extrem
windhöffig sind. Der Klimawandel und das Artensterben sind beides
gesamtgesellschaftliche Herausforderungen deren Bewältigung immer wieder
teils große Kompromisse erfordert.
Aus unserer Sicht ist die Planungsgrundlage „Windkraft und Auerhuhn“
ein zwar schmerzhafter aber gangbarer Kompromiss um Auerhuhn- und
Klimaschutz unter einen Hut zu bringen. Der Landesnaturschutzverband und
der NABU haben hierzu eine interessante Pressemitteilung
veröffentlicht.
Wenn Windkraftanlagen in Bereichen errichtet werden, die potenziell vom Auerhuhn besiedelt werden könnten, dann muss dies an anderer Stelle kompensiert werden. Diese Kompensationsmaßnahmen sind i.d.R. Auflagen, die vor der Baugenehmigung umgesetzt sein müssen. Die Planungsgrundlage „Auerhuhn und Windkraft“ stärkt den Schutz der Auerhuhn-Lebensstätten innerhalb der Vogelschutzgebiete. Lebensstätten sind in diesem Fall sowohl Flächen mit aktuellem Auerhuhn-Vorkommen als auch Flächen mit hohem Lebensraumpotenzial, auf denen eine Wiederbesiedlung wahrscheinlich ist. Nach unserem Verständnis der Planungsgrundlage, ist die Planung von Windkraftanlagen innerhalb von Vogelschutzgebieten mit solch hohen Restriktionen belegt, dass eine Genehmigung sehr unwahrscheinlich ist. Betrifft ein Eingriff nun Flächen, die ein hohes Lebensraumpotenzial für Auerhühner aufweisen aber außerhalb der Vogelschutzgebiete liegen, so müssen diese ausgeglichen werden. Nach unserem Verständnis kann dieser Ausgleich auf Flächen innerhalb der Vogelschutzgebiete umgesetzt werden. Auf diesem Wege verlieren wir zwar Potenzialflächen, wenn diese sich außerhalb der Vogelschutzgebiete befinden, durch den Ausgleich wird dann immerhin Auerhuhn-Lebensraum innerhalb der streng geschützten Vogelschutzgebiete aufgewertet. Ein Kompromiss ist immer schmerzhaft. Aber wir sind der Meinung, dass sowohl wir Menschen als auch die Schwarzwälder Auerhühner damit leben können.
Was versteht man in der Auerhuhnwelt unter Nachweissuche?
Warum Nachweissuche?
Um das Auerhuhn und seinen Lebensraum erhalten und schützen zu können, braucht es eine Übersicht, wo im Schwarzwald tatsächlich (noch) Auerhühner vorkommen.
Auerhühner sind jedoch scheu und selten. Deshalb bekommt man sie nur selten zu Gesicht.
Mit der Methode der „Nachweissuche“ werden direkte oder indirekte Nachweise von Auerhühnern gesucht, um so die Präsenz des Auerhuhns in bestimmten Gebieten mit unsicherem Auerhuhnvorkommen zu dokumentieren.
Wie funktioniert Nachweissuche?
Nachweissuchen können zufällig oder systematisiert stattfinden, je nachdem für welche Art des Monitorings sie genutzt wird.
Im Folgenden beschreiben wir exemplarisch die Nachweissuche mittels Transektbegängen: Mithilfe von Luftbildanalysen werden in einem ersten Schritt Transekte (Linien) in dem zu untersuchenden Waldgebiet festgelegt. Diese Transekte werden auf einer digitalen Karte auf einem GPS-Gerät gespeichert. Dies dient der Orientierung im Wald sowie der exakten Positionierung eventuell gefundener Nachweise.
Die zuvor gefertigten Transekte dienen der Groborientierung im Gelände. Im Wald werden dann gezielt Auerhuhn relevante Strukturen, wie Randlinien, Sturm- und Käferflächen, Moorränder und Missen, Lücken, Schneisen, lichte Althölzer und felsige Standorte aufgesucht.
Diese Strukturen werden nach einer von Auerhuhnexpert*innen entwickelten Methode auf direkte und indirekte Auerhuhnnachweise abgesucht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Kontrolle von Baumstümpfen, da diese von Auerhühnern bevorzugt aufgesucht werden und die Tiere dort vergleichsweise einfach aufzufindende Losung hinterlassen.
Welche Nachweise gibt es?
Es gibt direkte und indirekte Nachweise.
Als direkter Nachweis zählen die Sichtung eines Auerhahns, einer Auerhenne oder eines Gesperres.
Indirekte Nachweise sind häufiger als Sichtungen. Hierzu zählt der Fund von Losung oder Federn.
Was passiert, wenn ein Nachweis gefunden wird?
Indirekte Nachweise werden vor Ort fotographisch dokumentiert. Dabei wird ein Maßstab beigelegt (Lineal, o.ä.). Bei unsicheren Funden werden diese in Plastiktütchen verpackt und mitgenommen, damit später unter Hinzunahme weiterer Expert*innen eine Falschanalyse von Funden ausgeschlossen werden kann. Diese Funde werden dann entweder seitens des AiS archiviert oder der FVA übergeben. Die Fundorte aller indirekten oder direkten Nachweise werden mittels GPS bestimmt und dokumentiert. Alle Funde werden anschließend in die Wildtiermonitoringdatenbank (www.wimo.wildtiermonitoring.de) eingetragen.
Wann werden Nachweise gesucht?
Im idealen Fall sollten Vorkommenskartierungen zur Zeit der Mauser (Mitte Juli bis Ende September) oder im Winter bei Schneelagen (Mitte Dezember bis März) durchgeführt werden. Als optimale Bedingungen für die Nachweissuche gelten drei aufeinanderfolgend niederschlagsfreie Tage vor der Begehung.
Kettensäge und Mulchmaschine für den Artenschutz?
Für viele klingt es zunächst wie ein Widerspruch, wenn im Namen des Naturschutzes im Wald mit schwerem Gerät Bäume gefällt werden und Naturverjüngung durch Mulchmaschinen entfernt wird. Man muss sich jedoch vor Augen halten, dass der Wald ohne die steuernde Hand des Menschen ganz anders aussähe.
Auf großen Flächen gäbe es lichte Bereiche, etwa wo Stürme, Insektenbefall und sogar Feuer den Wald immer wieder - ohne den eingreifenden Menschen – auflichten würden. Entstehen heutzutage Freiflächen durch Sturm oder Käferkalamitäten, werden diese oft unmittelbar wieder aufgeforstet. Vor Jahrhunderten, bevor der Mensch sie verdrängte oder ausrottete, haben auch große Säugetiere, wie etwa der Auerochse, oder Wildpferde und Wisente, durch den Fraß von jungen Trieben und Kleinbäumen immer wieder Lichtinseln geschaffen und offengehalten. Nicht zuletzt war insbesondere der Schwarzwald einst auf großer Fläche von Mooren bedeckt. Auf diesen konnten nur spärlich Baumspezialisten, wie etwa die Spirke wachsen und erst nach deren Trockenlegung entstanden hier dichte Forste. Ohne diese natürlichen Einflüsse ist es für den Schutz von Tierarten wie dem Auerhuhn, das auf solche lichten Bereiche angewiesen ist, daher entscheidend solche Lichtinseln von Menschenhand wiederherzustellen und den Wald gegebenenfalls auch mit dem Einsatz von Maschinen aufzulichten.
Bilder zum Thema gibts hier.