Ist das Auerhuhn im Schwarzwald noch zu retten? – internationale
Expert:innen bringen ihr Wissen ein
„Tagung der mitteleuropäischen Expert:innen für Raufußhühner“ vom 28. bis 30. September
Das Auerhuhn im Schwarzwald ist akut vom Aussterben bedroht – Können auch unsere Enkel den Balzgesang des Schwarzwälder Urvogels noch hören? Zur Beantwortung dieser und vieler anderer Fragen, die sich zum Auerhuhn und seiner Verwandten aus der Familie der „Raufußhühner“ stellen, trafen sich Vertreter:innen der Wissenschaft und der Praxis. Schon seit 1998 finden diese Treffen jährlich statt, um neue Forschungsergebnisse vorzustellen und um daraus abgeleitete Konzepte und deren Umsetzung zu diskutieren. Die diesjährige internationale „Tagung der mitteleuropäischen Expert:innen für Raufußhühner“ vom 28. bis 30. September in Bad Peterstal-Griesbach wurde vom Verein Auerhuhn im Schwarzwald und dem Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt organisiert, wobei 50 Expert:innen für Raufußhühner aus Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Thüringen, Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz zusammenkamen.
Die Wissenschaftler:innen beschäftigen sich mit der Biologie, dem Verhalten, der Bestandesentwicklung der Raufußhühner und vor allem mit der Frage, welches die Ursachen für den Bestandesrückgang dieser Urvögel in den mitteleuropäischen Mittelgebirgen und im Alpenraum sind. Die Hauptfrage lautet: was kann getan werden, um diesen Rückgang zu stoppen oder gar das Aussterben zu verhindern? Bei der Schwarzwälder Tagung stand der Aktionsplan Auerhuhn und die dramatische Abwärtsentwicklung der Auerhuhnpopulation sowohl bei den drei Exkursionen, als auch bei zahlreichen Vorträgen in besonderem Fokus. Die zentrale Frage lautete: was muss getan werden, damit das Auerhuhn im Schwarzwald überlebt?
„Der Aktionsplan Auerhuhn enthält alle wesentlichen Handlungsfelder, um das Auerhuhn im Schwarzwald zu erhalten – er muss nur konsequent umgesetzt werden“, so die übereinstimmende Einschätzung des Expertengremiums. Insbesondere mit dem aus dem Aktionsplan abgeleiteten Maßnahmenplan 2022-2027 hat Baden-Württemberg ein sehr gutes Managementkonzept, das aus wissenschaftlichen Grundlagen abgeleitet wurde und alle relevanten Aspekte wie Waldgestaltung, Windkraft, Bejagung, und Freizeitaktivitäten berücksichtigt. Experten aus Bayern und Niedersachsen sehen Baden-Württemberg mit seinem Maßnahmenplan daher als Vorreiter für Deutschland. Angesichts der dramatischen Populationsentwicklung sind sich die Experten jedoch einig: Je mehr Zeit verstreicht, desto unwahrscheinlicher wird die Rettung des Auerhuhns im Schwarzwald. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass der Maßnahmenplan so bald wie möglich verabschiedet wird und in Kraft treten kann. Die Vorkommensgebiete dürfen nicht weiter erodieren: Die aktuellen Auerhuhnvorkommmen in den Vogelschutzgebieten sind die „Minimumverbreitung“ für eine überlebensfähige Auerhuhnpopulation im Schwarzwald. Durch Schaffung von großflächigen Lebensraumstrukturen und konsequenter Vermeidung von Störungen der Tiere kann nach Einschätzung der Expertenrunde der aktuelle Rückgang des Auerhuhns im Schwarzwald gestoppt werden.
Die wissenschaftlich sehr fundierten fachlichen Grundlagen sind da, um das Auerhuhn zu retten. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind ebenfalls klar gesetzt. Jetzt, mit nur noch 97 schwarzwaldweit gezählten Auerhähnen im Jahr 2022, muss es an die Umsetzung des Maßnahmenplans gehen. Nicht, dass es am Ende heißt „das Auerhuhn ist nicht ausgestorben – das Auerhuhn wurde, durch die unterschiedlichen Nutzungsinteressen unserer Gesellschaft an den Wald, ausgerottet.“